Reisereportage, Porträt, Deutschlandessay. Alexander Osang reist in Fast hell (Aufbau Verlag) mit seinem alten ostdeutschen Bekannten Uwe über die Ostsee nach St. Petersburg, um in fast hellen Nächten die Geschichten und den Aufbruchsgeist der Nachwendejahre heraufzubeschwören. Es entsteht ein Text nicht nur über Uwe, sondern auch über Alexander Osang selbst, darüber wie wir erinnern und wie wir deutsche Geschichte schreiben. Ein Buch »über die Unmöglichkeit des Ankommens« (Cornelius Pollmer, SZ).
Im Mai 2019 wird Alexander Osang gebeten, für den SPIEGEL zum 30. Jahrestag des Mauerfalls einen Text über »die rätselhaften Ostdeutschen« zu schreiben. Statt über Angela Merkel beschließt Osang, über Uwe zu schreiben. Seine Geschichte schien aus dem Stoff zu sein, aus dem die letzten dreißig Jahre unseres Lebens bestanden. Der Irrsinn war da, der Schmerz, die Sehnsucht, das Glück, die Enttäuschung, die Fremde, die ewige Suche nach dem Paradies hinter der Mauer. Uwe ist »ostdeutscher Weltbürger«, der nicht ins Klischee des ostdeutschen Mannes passt, der sein Haus in Spanish Harlem »in einer Art Stadtlotterie« gewonnen hatte, der seine Sommer auf Fire Island verbrachte und noch immer seine Mutter in Berlin-Biesdorf besuchte. Uwe, der Mann mit den besseren Geschichten, die in Rotlichtvierteln, Hochsicherheitsgefängnissen, auf Teeauktionen, in Schwulenbars und im Kofferraum eines argentinischen Diplomaten in Ostberlin spielten. Uwes Geschichten krochen aus dem Nebel seiner E-Zigaretten wie die Märchen aus Tausendundeiner Nacht.
Alexander Osang verabredet sich zu einer Reise über die Ostsee nach St. Petersburg, um Uwes Geschichte aufzuschreiben. Aus dem geplanten Porträt wird ein Doppelporträt, denn in der Geschichte Uwes spiegelt sich immer auch Osangs eigene Geschichte. Aus der geplanten Reportage wird ein Buch, das von der Unmöglichkeit erzählt, diese schillernden, widersprüchlichen, verrückten und zu komplexen Leben auf nur wenigen Seiten zu erzählen. Aus der Reise nach St. Petersburg wird nichts weniger als eine Reise zu sich selbst – und die Frage bleibt: Wie war das damals, und wer entscheidet darüber?
»Osangs Buch steht in einer Reihe literarischer und nichtliterarischer Werke, die ein helleres Licht auf ein Stück deutsche Geschichte werfen – und in dieser Reihe funkelt es« (Melanie Mühl, FAZ).
Der Link zur digitalen Veranstaltung ist demnächst auf www.literaturhaus-koeln.de abrufbar.
Foto: (c) Felix Rettberg