Liebe Nada, du hast die neue Lesereihe read together! Köln ins Leben gerufen. Wie bist du auf die Idee gekommen und wer steckt dahinter? Ich habe die Lesereihe ins Leben gerufen, weil ich klassische Lesungen langweilig und steif fand. Mich hat der akademische und elitäre Touch an Lesungen immer genervt. Mir fehlte ein Literaturformat, das alle Menschen anspricht und gleichzeitig mit einer großen Prise Humor und Charme gute Texte auf die Bühne bringt. Ich wollte Literatur mit Unterhaltung verbinden, ohne dass ein Qualitätsverlust oder ein neuer Poetry Slam entsteht. Und das alles nur für Kurzgeschichten. Ich mag das Genre Kurzgeschichte sehr, weil Kurzgeschichten atmosphäriisch und pur sind. Sie stehen für sich selbst, ohne viel dazu sagen zu müssen.

Wie oft sollen zukünftige Lesungen stattfinden und wonach entscheidest du, wer bei euch liest? Die read together! findet bereits (fast) jeden Monat statt. Geplant ist, die read together an einem festen Termin monatlich stattfinden zu lassen. Ich entscheide wer bei mir liest, jedoch bin ich immer offen für Vorschläge.

Kann man sich mit eigenen Texten bewerben, ist das gewünscht? Unbedingt! Ich freue mich immer über Einreichungen. Ich bekomme inzwischen viele Einsendungen und darüber freue ich mich sehr! Bei uns kann theoretisch jede:r eine Kurzgeschichte vorlesen. Ich achte immer auf einen Mix aus etablierten Berufsautor:innen und Newbies. Ich kuratiere die Texte mit Adleraugen, weil es mir wichtig ist, dass die einzelnen Veranstaltungen rund sind und niemand bevorzugt oder benachteiligt wird. Viele Menschen nehmen an, dass eine Kurzgeschichte buchstäblich nur eine kurze Geschichte ist. Tatsächlich ist sie das nicht (nur). Das Genre der Kurzgeschichte lebt davon, dass man viel „zwischen den Zeilen“ erzählt und hebt sich damit deutlich von anderen Prosa-Genren ab.

Wie finanziert sich die Reihe? Bis jetzt finanziert sich die Reihe nur aus den Ticketeinnahmen.

Was machst du, wenn du keine Lesungen organisierst? Ich habe Literatur- und Kulturwissenschaft und Musikwissenschaft studiert. Wenn ich keine Lesungen organisiere, bin ich Formatentwicklerin, Moderatorin und Journalistin mit den Schwerpunkten Gesellschaftspolitik, Migrationsgeschichte und (Pop)Kultur. Aktuell bin ich bei Cosmo (früher Funkhaus Europa).

Wie nimmst du die Kölner Literaturszene wahr und gibt es etwas, dass du dir für die Zukunft wünschen würdest? Anfangs habe ich die Kölner Literaturszene als geschlossenen Club wahrgenommen. Tatsächlich habe ich auch etwas Ellbogenmentalität verspürt, was mich gewundert hat. Ich habe mit meiner Veranstaltung das Ziel, Menschen miteinander zu connecten und Literatur offener zur Verfügung zu stellen. Viele Menschen gehen nicht auf Lesungen, weil sie das zu elitär finden. Das möchte ich ändern. Wir müssen generell etwas ändern, wenn wir weiterhin Menschen mit Literatur/Kultur erreichen UND begeistern wollen. Ich würde mir deswegen für die Kölner Literaturszene wünschen, dass sie diverser und offener denkt und Neuen einfacher Zugang ermöglicht.

Vielen Dank für deine Zeit, liebe Nada!

Die Fragen für die Literaturszene Köln stellte Paula Döring.

Über Nada:

Aus dem verschlafenen Westfalen zog es Nada Assaad vor vielen Jahren ins wilde Köln. Hier ist sie mit Leib und Seele Journalistin, Autorin, Formatentwicklerin und Moderatorin. Als Speakerin setzt sich gegen Rasissmus und für Diversität ein. In ihrer journalistischen Arbeit interessiert sich Nada dafür, wie postmigrantisches Leben die deutsche Gesellschaft beeinflusst und wie man gesellschaftlichen Missständen mehr Gehör verleihen kann. Ihre zweite große Leidenschaft ist Kultur. Im Oktober 2023 hat sie die Kurzgeschichten-Lesereihe read together! in der Kölner Wohngemeinschaft ins Leben gerufen. Seitdem hostet und organisiert sie die Reihe monatlich. Für 2024 sind weitere Kulturformate aus Nadas Feder geplant.