Melanie Raabe träumt sich in ihrem neuesten Buch weg aus Köln: nach New York.
Für die KiWi Musikbibliothek hat sie ihr vielleicht persönlichstes Buch geschrieben. Nicht über sich selbst, sondern über keine geringere als Stefanie Germanotta, oder besser: Lady Gaga. Und dann nämlich eben doch über sich selbst, denn ohne ihre Liebe und Begeisterung für Lady Gaga, wäre Melanie Raabe nicht die Künstlerin, die sie heute ist. Da ist sie sich sicher.

Ihrer Wahlheimat Köln ist Melanie zum Glück treu und inzwischen aus der Kölner Kultur- und Literaturszene gar nicht mehr weg zu denken. Wir haben mit ihr über ihre Liebe für Lady Gaga, das neue Buch und – natürlich – Köln gesprochen. Am 6. Mai spricht Melanie Raabe mit Mona Ameziane im Rahmen der Musikausstellung “Hits und Hymnen. Klang der Zeitgeschichte” im Haus der Geschichte (gleich um die die Ecke in Bonn) und im Netz über ihr neues Buch.

Das Interview führte Paula Döring.

Dein Buch über Lady Gaga ist sehr persönlich – vielleicht dein bisher persönlichster Text?

Ja, das ist definitiv der persönlichste Text, den ich je veröffentlicht habe und mutmaßlich auch der persönlichste Text, den ich je veröffentlichen werde. Tatsächlich hat sich das einfach so ergeben, und ich vermute, das liegt am Sujet der Musik. Musik hat immer mit Emotionen und mit persönlichen Erfahrungen zu tun.

Wie ist es dazu gekommen?

Ich wurde von Kiepenheuer & Witsch gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ein Buch für die KiWi Musikbibliothek zu schreiben. Ich bin ein großer Fan der Reihe und hatte selbstverständlich große Lust. Dass ich gerne über das Gesamtkunstwerk Lady Gaga schreiben würde, war schnell klar. Ebenfalls klar war für mich, dass ich keinen musikjournalistischen Essay abliefern wollte – das können andere besser als ich. Ich wollte meine eigene Perspektive auf diese spezifische Künstlerin und ihr Werk teilen. Und ich wollte etwas schreiben, das man auch als Literatur lesen kann. So entstand der Text.

Fandom hat immer auch etwas mit Erwachsenwerden zu tun, glaubst du der Prozess ist irgendwann abgeschlossen und Lady Gaga steht für längst vergangene Zeiten?

Ein bisschen schon, ja. Ich glaube, die Geschichte, die ich über Lady Gaga und mich erzähle, ist eine späte Coming-of-Age-Geschichte. Lady Gaga hat mich durch eine sehr transformative Zeit begleitet – auch wenn ich zu dieser Zeit längst kein Teenager mehr, sondern Mitte/Ende zwanzig war.

Köln oder New York?

Oh, das ist schwierig. Am liebsten beides. Köln als Heimat, New York als ewiger Sehnsuchtsort. Früher wollte ich unbedingt in New York leben, heute genügt es mir, hin und wieder dort zu sein.

Kannst du dir vorstellen nochmal ganz woanders zu leben?

Tatsächlich hat die Pandemie meine Abenteuerlust ein wenig erstickt, so unromantsich das klingen mag. Ich bin sehr froh, in Köln zu leben. Was ich mir aber sehr gut vorstellen könnte, wäre, Köln als Homebase zu behalten, aber jedes Jahr ein paar Monate des Jahres an einem anderen Ort zu verbringen. Das eine Jahr zwei Monate in New York, das nächste in Rom, in Lissabon, in Amsterdam… Das fände ich schön.

Du bist deiner Stadt sehr treu, unterstützt den Buchhandel und engagierst dich für literarische Projekte in der Stadt. Wie nimmst du die Kölner Literaturszene wahr?

Als vielfältig, gut vernetzt und im allerbesten Sinne unprätentiös. Wir haben hier unglaublich viel. Tolle Buchhandlungen, großartige Veranstaltungsorte und Festivals, Verlage, Vereine, Institutionen. Und viele kluge, belesene, leidenschaftliche, engagierte Büchermenschen!

Würdest du dir für die Stadt Köln in Bezug auf Literatur und Kultur etwas wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass alle, die sich in welcher Form auch immer für Literatur engagieren, mehr Unterstützung erfahren. In der Pandemie – und darüber hinaus!

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Melanie!