Literaturszene Köln: Lieber Dominic, nun ist es offiziell: Vom 26. September bis 4. Oktober 2022 wird wieder eine Crime Cologne stattfinden. Was ist neu? Was erwartet die Besucher:innen?

Dominic Hettgen: Das Faszinierende an der Kriminalliteratur ist ihre enorme Bandbreite, sowohl auf stilistischer als auch auf inhaltlicher Ebene. Es gibt zahlreiche Autor:innen, deren Texte man als kritischen Kommentar zur Wirklichkeit lesen kann und die oft sehr beeindruckende Analysen und Blicke auf individuelle Lebenssituationen und gesellschaftliche Prozesse werfen. Es erscheinen aber ebenso Romane, die in erster Linie unterhalten wollen, die auf teils sehr feinen Humor, Ironie und Sprachwitz setzen. Und bisweilen gibt es Bücher, die das alles tun, mit Mischformen experimentieren oder auf eine völlig neue Art und Weise überraschen. Es gibt kaum eine andere Literaturform, die so facettenreich auf das Leben und Sterben schaut wie das Krimigenre. Wir versuchen diese Vielseitigkeit in unserem Programm abzubilden. Dabei liegt unser Augenmerk natürlich auf den Novitäten der Verlagsprogramme, wir haben aber auch Autor:innen im Blick, die aufgrund der Coronaeinschränkungen der letzten zwei Jahre noch nicht die Gelegenheit hatten, nach Köln zu kommen.

LK: Die Crime Cologne ist dafür bekannt, viele ihre Lesungen an besonderen Orten wie beispielsweise der Gerichtsmedizin oder im Bestattungshaus stattfinden zu lassen. Wie habt ihr es für 2022 geplant?

DH: Die unterschiedlichen Veranstaltungsorte gehören zum Konzept der »Crime Cologne«, ebenso wie die »Dine & Crime«-Lesungen, also unsere kulinarischen Veranstaltungen. Im Zentrum stehen die Autor:innen und ihre Bücher. Wo es aber möglich ist, versuchen wir immer spannende und bisweilen auch außergewöhnliche Räume und Bühnen zu finden oder unsere Veranstaltungen um ein kleines Extra zu ergänzen. Was 2022 alles passiert, will ich noch nicht verraten. Die beiden Orte, die Du erwähnst, sind aber sicher wieder dabei.

LK: Seit 2015 vergibt das Festival den Crime Cologne Award. Sogar während der Pandemie wurde er weiterhin ausgelobt. Wer kann sich bewerben, wie sieht das Prozedere aus und bis wann sind Einreichungen möglich?

DH: Uns war es wichtig, über den Award auch in der veranstaltungsarmen Zeit eine Bühne für die Kriminalliteratur zu bieten und auch von unserer Seite aus Lebenszeichen zu senden. Wir mussten den Preis dadurch leider zweimal digital verleihen, was natürlich nur halb so schön ist, aber es war immer noch besser, als auch den Award auszusetzen. Die Ausschreibung für 2022 läuft schon eine Weile.  Einreichen können Verlage für ihre Autor:innen. Anmeldeschluss ist der 21. März 2022. Die kompletten Ausschreibungsbedingungen finden sich auf unserer Seite.

LK: Wer sitzt 2022 in der Jury des Crime Cologne Award?

DH: Die Jury besteht aus dem Buchhändler Mike Altwicker (Vorsitz) sowie den Journalistinnen und Krimiexpertinnen Petra Pluwatsch, Margarete von Schwarzkopf und Birgitt Schippers. Last but not least ist in diesem Jahr Autor Carsten Sebastian Henn neu dabei, der den Jury-Platz von Prof. Christof Hamann übernimmt.

LK: Die Crime Cologne wurde auf Initiative von Verleger und Köln-Krimi-Erfinder Hejo Emons und Gastronom Achim Mantscheff ins Leben gerufen, die Crime Cologne aus dem Emons Verlag heraus organisiert. Wie seid ihr als Team aufgestellt und in wieweit ist der Emons Verlag involviert?

DH: Die »Crime Cologne« ist ein eigenständiger Verein. Der Emons Verlag stellt aber seine Ressourcen zur Verfügung, ein Umstand, ohne den das Festival kaum durchführbar wäre. Hannah Nauman und ich planen die Veranstaltungen, Leslie Schmidt, die sonst in der Emons-PR tätig ist, übernimmt die Pressearbeit für das Festival. Weitere Kolleginnen unterstützen das Festival bei der Social Media, der Webseite, dem Programmheft und vielem mehr. Und wenn es dann auf die Festivalwoche zugeht, sind nahezu alle Kolleg:innen dabei, halten Anmoderationen, sind bei den Veranstaltungen vor Ort und unterstützen.

LK: Du bist selbst Mitglied der Literaturszene Köln. Wie nimmst du die Szene wahr und was würdest du dir für die Zukunft wünsche?

DH: Ich mag an der Kölner Szene, dass die Wege kurz und die Türen offen sind. Egal, an wen man sich wendet – man kommt immer ins Gespräch und hat am Ende neben der Idee, mit der man gekommen ist, noch mindestens fünf weitere. Für die »Crime Cologne« gesprochen, bin ich extrem glücklich, dass die Stadt Köln uns, wie in der Vergangenheit auch, die nötige Förderung in Aussicht gestellt hat. Diese Unterstützung und Wertschätzung von Literatur ist in diesen Tagen wichtiger denn je und wir sind dem Kulturamt sehr dankbar dafür. Wo immer es möglich ist, müssen nun wieder Veranstaltungen stattfinden. Natürlich, weil so vielen Künstler:innen und Locations über viele Monate weite Teile ihrer Existenzgrundlage entzogen wurden. Aber vor allem auch, um der Tristesse der Corona-Jahre wieder etwas Buntes und Lebendiges entgegenzusetzen.

Danke für das Gespräch, lieber Dominic.

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Dominic Hettgen studierte Philosophie, Germanistik und Romanistik an der Universität zu Köln. Seit 2019 ist er Programmleiter der »Crime Cologne«. Neben seiner Tätigkeit für das Krimifestival beschäftigt er sich in der Presseabteilung des Emons Verlags ebenfalls mit Kriminalliteratur. Er ist Mitglied der Literaturszene Köln e.V.

Die Fragen für die Literaturszene Köln stellte Paula Döring.