Liebe Mona, die meisten werden dich vermutlich durch 1Live Stories kennen, wo du wöchentlich neue Romane vorstellst und besprichst und eine ganze Reihe junger Autor:innen triffst. Darüber hinaus moderierst du live und digital  (Literatur-) Veranstaltungen und bist sehr aktiv auf Instagram. Nun ist mit „Auf Basidis Dach“ (Kiepenheuer & Witsch), dein erstes eigenes Buch erschienen. Was ist das für ein Gefühl?
Mona Ameziane: Ein sehr besonderes, weil ich damit zum ersten Mal auf die andere Seite springe. Statt mit Menschen über ihre Bücher zu sprechen, werde ich plötzlich – so wie jetzt gerade – zu meinem Buch befragt oder darf daraus lesen. An diese neue Position muss ich mich noch gewöhnen, aber ich genieße sie schon jetzt sehr. Das Buch ist mir im gesamten Schreib- und Lektoratsprozess wahnsinnig stark ans Herz gewachsen und ich bin natürlich gespannt auf die Rückmeldungen der Leserinnen und Leser.
LK: Wusstest du von Anfang an, dass es kein Roman werden soll, sondern ein Buch mit dem für dich sehr persönlichen Thema über deine zwei Heimatorte?
​MA: Ja, ich konnte mir zum jetzigen Zeitpunkt kein anderes Buch vorstellen. Trotzdem war es mir sehr wichtig, eine Geschichte zu erzählen und mit der klassischen Anmutung eines Sachbuches zu brechen. Es gibt Kapitel, in denen ich über gesellschaftspolitische Themen wie Rassismus, Religion oder den Umgang mit Sprache schreibe, aber vor allem nehme ich die Leser:innen mit auf eine Reise mit meinem Vater an für mich sehr wichtige und auch Neue Orte in Marokko. Kurz gesagt: mein Ziel war es, dass man das Ganze am Ende nicht so einfach in eine Genre-Schublade stecken kann.
LK: Wie hat deine Familie reagiert und wie hat es sich während des Schreibens angefühlt?
MA: Mein Vater hat “Ach du Scheiße” gesagt, als ich ihm von der Idee erzählt habe. Dieses “Ach du Scheiße” klang aber eher nach “Wow!” und weniger nach “Wie kannst du nur?”. Schon Minuten später war ganz klar: er ist sehr glücklich darüber, dass ich mich in diesem Buch voll und ganz “seinem” Land zuwende, das im Vergleich zu Deutschland viel weniger Platz in meinem Alltag eingenommen hat und trotzdem ein großer Teil von mir ist. Während des Schreibens habe ich es total genossen, mir den Raum zu nehmen, über Fragen nachzudenken, die ich bisher immer schnell beiseite geschoben habe. Ich habe durch dieses Buch selber ganz viel Neues über mich und Themen wie “Identität” und “Herkunft” gelernt.
LK: Ruhrgebiet und Marokko, inzwischen Köln – wie reiht sich die Domstadt da inzwischen für dich ein?
MA: Sehr weit vorne tatsächlich. Ich lebe seit über sechs Jahren in Köln und fühle mich hier komplett zuhause. Außerdem ist das Ruhrgebiet ja nicht weit entfernt und einen Flughafen gibt es auch, mit Direktflügen nach Agadir, Marrakech und Fes!
LK: Im September hast du mit Melanie Raabe im Rahmen der 2. Kölner Literaturnacht über das Schreiben gesprochen. Wie nimmst du die Kölner Literaturszene wahr und gibt es etwas, was du dir wünschen würdest in Bezug auf die Szene?
MA: Wie in (fast) allen Lebensbereichen ist auch die Literaturszene in Köln bunt und vielfältig und dafür liebe ich sie. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Veranstaltungsformate gäbe, die junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren ansprechen und für das Thema “Bücher” begeistern. Da denke ich schon länger drüber nach und bin gespannt, was die Zukunft bringt!
Wir danke für den Austausch, liebe Mona!