Es liest: Christina-Maria Greve, Schauspielerin und Sprecherin
Moderation: Dr. Nicole Bögelein (Inst. f.Kriminologie, Uni Köln)
Beiträge Betroffener
Das Problem zeigt sich am massivsten in den großen Städten und ist derzeit in aller Munde: Es gibt viel zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Der Neubau ist eingebrochen, die Wohnungsnot steigt rapide und Schlusslicht der Kette bedürftiger Bürger sind die Obdachlosen, insbesondere die Gruppe der Obdachlosen in Haft.
Klaus Jünschkes Buch informiert über diese spezielle soziale Notlage, deren Behebung mehr als überfällig ist. Er war lange in verschiedenen Justizvollzugsanstalten unterwegs und hat mit Häftlingen gesprochen, die vor ihrer Haft wohnungslos waren und es danach mit größter Sicherheit auch wieder sein werden. Er gibt den Inhaftierten eine Stimme, schildert die Gründe, die zur Inhaftierung führten und kritisiert Form und Funktion des Strafvollzugs. Nachhaltige Hilfe für ihre Gesundheit und Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben danach bekommen sie hier nicht. Eine große Gruppe dieser Menschen verbüßt auch die nicht wirklich sinnvollen „Ersatzfreiheitsstrafen“, weil sie die gegen sie verhängte Geldstrafe nicht bezahlen können.
Jünschke fordert „Wohnungsschlüssel statt Handschellen“ und setzt sich ein für „Wohnen als Menschenrecht“. Damit hat er politische Diskussionen angestoßen. Es wird jedoch ein langer Weg sein, die Basis dafür zu schaffen.
Von 1995 – 2018 gehörte Jünschke auf Vorschlag der „Grünen“ und mit Stimmmehrheit des Rates der Stadt Köln dem Beirat der Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf an. Jünschke, ehemaliges RAF-Mitglied, und selbst einmal inhaftiert, arbeitet seit Jahren als Sachbuchautor über soziale Projekte, um Betroffenen bei der Wieder-Eingliederung in die Gesellschaft zu helfen. Mit dem Institut für Kriminologie der Universität Köln steht er in ständigem Austausch über seine aufschlussreichen Recherchen. Der heutige Abend wird deshalb auch moderiert von Dr. Nicole Bögelein vom Institut für Kriminologie.
Ein bewegendes Thema und ein größer werdendes gesellschaftliches Problem, das die meisten Bürger nur durch seine Auswirkungen kennen– mehr wohnungslosen Menschen auf den Straßen. Gut, wenn man auch über die Hintergründe informiert ist.