Literaturszene Köln: Das KulturNetzKöln ist eine spartenübergreifende kulturpolitische Interessenvertretung – wann wurde das KNK gegründet und wer hat den Impuls für die Gründung gegeben?

Der Verein KulturNetzKöln wurde im September 2020 gegründet; aber das KulturNetz als Plattform für die freie Szene Kölns gibt es tatsächlich schon seit 2004. Es war damals eine Reaktion auf die missglückte Bewerbung Kölns als Kulturhauptstadt; eine Bewerbung, die Vielfalt und Reichtum der freien Szene leider nicht nach vorne gestellt hat. Dabei kann man mit der Lebendigkeit der hiesigen freien Kulturangebote sehr gut punkten!

Dann auch irgendwann einen Verein zu gründen und den Status als Interessenvertretung – mit spartenübergreifender Ausrichtung – zu stabilisieren, war nur folgerichtig. Der Impuls kam von den Akteur*innen der freien Kulturszene. Denn wir brauchen nicht nur Lobbyarbeit für die jeweiligen Sparten, sondern auch eine Interessenvertretung, die effektiv bündelt und kommuniziert, welche Ziele und Interessen uns allen gemeinsam sind!

Literaturszene Köln: Wie viele Sektionen gibt es und wie ist das KNK aufgestellt?

Im Verein gibt es derzeit acht Sektionen: Bildende Kunst, Film, Literatur, Musik, Tanz, Theater, Zeitgenössischer Zirkus und die offene Sektion – in der jene zusammenkommen, die nicht nur einer Sparte zuzuordnen sind. Das KNK möchte damit wichtige Bereiche der Kulturszene abbilden und abdecken – ist aber auch grundsätzlich offen. Im Vorstand sind drei Personen für den geschäftsführenden Vorstand, je zwei Sprecher*innen je Sektion sowie derzeit eine Diversitätsbeauftragte. Die Sektionssprecher*innen haben die Aufgabe wichtige Themen, Informationen, Gesprächsbedarfe an ihre jeweilige Kultursparte heranzutragen – damit die Äußerungen des KNK auf möglichst breiter Basis erfolgen.

Literaturszene Köln: In welchen Bereichen ist das KNK bereits sichtbar geworden und wo sieht es seine Haupt-Wirkungsfelder?

Das KNK ist in unterschiedlichen Bereichen aktiv: Wichtig finden wir, die Vernetzung und den Austausch zwischen den Sparten zu stärken – und dadurch auch das Wissen der Arbeitsbedingungen jenseits der eigenen Sparte. Dafür haben wir 2022 und auch dieses Jahr ein größeres Get together organisiert, bei dem Akteur*innen aller Sparten herzlich willkommen waren und auch künftig sein werden!

Im Gespräch mit den Akteur*innen der freien Szene, aber auch mit Kulturverwaltung und Kulturpolitik haben sich natürlich rasch besonders wichtige Themen und neuralgische Punkte herauskristallisiert. Etwa das Thema „Räume“ – gemessen an den Bedarfen der Kulturschaffenden gibt es davon einfach zu wenige in Köln.

Und klar, das Thema Förderung / Förderstrukturen und deren Handhabung ist ein zentrales Anliegen, das uns alle betrifft. Hier haben wir einen umfassenden Katalog an Maßnahmen, Problemen, Änderungsbedarfen formuliert. Nicht nur, weil die freie Szene weniger als 10 Prozent der in Köln für Kultur aufgebrachten Finanzmittel erhält … Sondern weil wir uns mehr Ermöglichung wünschen! Zum Beispiel durch den Abbau von Bürokratie, der die Effizienz von unser aller Arbeit steigern könnte.

Bei all dem ist einer unserer wichtigsten Beweggründe, dass die freie Szene von Anfang einbezogen wird, wenn wichtige Weichen in der Kulturarbeit gestellt werden. Wir setzen uns für mehr Teilhabe bei Entscheidungsprozessen und Maßnahmenentwicklung ein – und zwar bereits in deren Startphase. Wir sind zuversichtlich, dass wir da auf einem guten Weg sind!

„Räume“, „Förderstrukturen“ und „Vernetzung“ sind ja auch Themen für die Akteur*innen der Literaturszene – und gerade dieser vergleichsweise gering ausgestatteten Sparte kann die Zusammenarbeit mit dem KNK gewiss auch helfen!

Literaturszene Köln: Wo seht ihr die Vorteile eines solchen Netzwerkes und gibt es bereits erste positive Entwicklungen in der Kölner Kulturlandschaft, die ihr erwirken/ feststellen konntet?

Der große Vorteil ist, dass wir einfach mehr sind, wenn wir uns zusammentun und unsere Stimme dadurch mehr Einfluss und Kraft erhält. Dass wir unser Handeln solidarisch abstimmen können. Davon abgesehen lernt man in unseren Abstimmungs- und Klärungsprozessen täglich hinzu. Wenn man etwa erfährt, unter welchen Bedingungen in anderen Sparten gearbeitet wird, ist das sehr klärend. Und es ist stärkend, wenn man sieht, dass man gemeinsam etwas bewirken kann.

Das KNK wird in immer mehr Themen und Entscheidungsprozesse einbezogen! Das geht im übrigen auch auf die sehr engagierte Arbeit derjenigen zurück, die das KNK früher geleitet haben – und die mit ihrer Einmischung in die Kulturentwicklungsplanung dafür gesorgt haben, dass die freie Szene bei deren Fortentwicklung einen eigenen Sitz hat.

Literaturszene Köln: Wie finanziert sich das KNK?

Das KNK ist eine der Interessenvertretungen der freien Szene und wird in der Basis durch eine sogenannte „institutionelle“ Förderung seitens der Stadt Köln unterstützt. Darum müssen wir uns mit einem Wirtschaftsplan bewerben; wenn dieser überzeugt, wird die Unterstützung erfreulicherweise jeweils für drei Jahre ausgesprochen. Allerdings können wir uns nicht allein auf diese stützen, sondern haben auch (moderat gestaltete) Mitgliedsbeiträge und versuchen aktiv Drittmittel einzuwerben. So haben wir zum Beispiel eine Förderung für den Umbau unserer Website zu größerer Barrierefreiheit erhalten.

Literaturszene Köln: Wie kann ich Mitglied werden?

Das ist sehr einfach: Jede*r, der*die Akteur*in der freien Kulturszene ist, kann im Prinzip Mitglied werden. Man muss nur formlos per Mail an mail@kulturnetz-koeln.de die Mitgliedschaft beantragen. Der Vorstand entscheidet dann kurzfristig und man sollte rasch Rückmeldung erhalten.

Literaturszene Köln: Was sind aktuelle Projekte, die für die kommenden Monate auf eurer Agenda stehen?

Das KNK launcht demnächst einen Podcast, der sich in der Art eines Magazins mit wichtigen Kulturthemen befasst! Wir sind gespannt, wie er aufgenommen wird.

Und wir möchten einen Austausch zwischen den verschiedenen Interessenvertretungen der freien Kulturszene initiieren. Wir sind sicher, dass wir gemeinsam noch mehr im Sinne der Kulturakteur*innen und auch der kulturinteressierten Kölner*innen bewerkstelligen können!

Der Vorstand setzt sich zusammen aus 3 geschäftsführenden Vorständen, einer oder einem Diversitätsbeauftragten sowie den Sprecher:innen und Vertreter:innen der einzelnen Sektionen (derzeit 8 Sektionen, mindestens eine weitere ist in Planung) Jede Sektion hat bei Abstimmungen eine Stimme.
Der aktuelle Vorstand besteht aus 21 Personen mit 12 Stimmen.

Die Fragen der Literaturszene Köln haben der geschäftsführende Vorstand Bettina Fischer, Manuel Moser und Lale Konuk beantwortet. Wir danke für eure Zeit!