Literaturszene: manulit ist neu im Belgischen Viertel: Wer steckt dahinter?

Urs für manulit: Unser Team besteht aus drei leidenschaftlichen Büchermenschen, die den Anspruch haben, den Handel mit Büchern komplett anders zu denken. Inhaber Urs (links), ehemals Vertriebsleiter bei den Verlagen Campus, DuMont und Patmos, hat das Konzept „manulit – Bücher, die verändern“ entwickelt und die stylische Buchhandlung im Belgischen Viertel mit 57 Jahren und dem Gedanken „wenn nicht jetzt, wann dann?“ gegründet. Sophia (rechts) ist zur Eröffnung von manulit aus Berlin nach Köln gezogen und bringt ihre Erfahrung aus dem Bereich Veranstaltungsmanagement mit. Als ausgebildete Barista zaubert sie euch Kaffeespezialitäten und hat immer gute Empfehlungen auf Lager. Rebekka (Mitte) ist Buchhändlerin von Sylt und schreibt auf ihrem bookstagram-Account über Bücher zum Abtauchen in andere Welten.

Literaturszene: Wie seid ihr aufgestellt und was sind jeweils eure inhaltlichen Schwerpunkte? 

Sophia für manulit: Unsere Buchauswahl ist sorgfältig kuratiert, wir wählen die Titel fernab der Bestsellerlisten aus und präsentieren sie frontal in Abteilungen, die genreübergreifend und nach unterschiedlichen Lesebedürfnissen sortiert sind. So gesellt sich Sachbuch zum Roman, Graphic Novel zum Klassiker, edler Bildband zu japanischem Trash. Wir gestalten im Store und auf unseren Social-Media-Kanälen regelmäßig wechselnde Themenwelten, die nicht den Einzeltitel, sondern ein Thema mit all seinen Facetten in den Fokus stellen — zuletzt „Jung sein. Freiheit, wilde Zeiten, Katastrophen.“

Wir haben Glück, dass wir uns im Team so gut ergänzen: Rebekka ist Profi für Fantasy- und Spannungsliteratur, Sophia liebt das Gesellschaftskritische, politisch-philosophische Gegenwartsliteratur und unkonventionelle Debüts und Urs wählt mit Bedacht nicht nur unsere Perlen, die großen Romane, sondern auch das besondere Buch aus – von inspirierenden Bildbänden über originelle Geschenkbücher zu außergewöhnlichen Ratgebern und Sachbüchern.

Literaturszene: Was unterscheidet das Konzept eurer Buchhandlung von anderen und nach welchen Kriterien stellt ihr euer Sortiment zusammen? 

Urs für manulit: manulit und manulit.de stehen für einen Paradigmenwechsel im Buchhandel: manulit ist die einzige Buchhandlung Deutschlands, die ihr ganzes Sortiment auf die Lesemotive der Kund:innen ausgerichtet hat. Ausgehend vom jeweiligen Lesemotiv der Kund:innen beim Betretens des Stores oder beim Aufrufen der Website bietet manulit die passenden handverlesenen Buchempfehlungen. Im Vordergrund stehen der/die Kund:in und seine/ihre Erlebniswelt und nicht das zu verkaufende Buch.

manulit besitzt Aufenthaltsqualität: eine inspirierende, helle, stylische Buchhandlung, ein place to be mit Kaffeebar, vielen Sitzgelegenheiten und Tischen zum Ablegen der Bücher, Bewegtbildern auf Bildschirmen, phantasievollen Graphiken und Kunst an der Decke. Es gibt nur Flächenpräsentation der Cover. Kein Buch versteckt sich im Regal, die Bücher werden im Zusammenspiel zum graphischen Ereignis. Bei manulit lässt sich das Glück des Entdeckens erleben. Es geht nicht darum, das zu lesen, was die Mehrheit liest, oder Bücher zu suchen, die denen ähneln, die der/die Leser:in schon kennt, sondern intuitiv Neues zu finden.

Literaturszene: Ihr plant demnächst einige Veranstaltungen. Erzählt gerne ein wenig, was uns erwartet. 

Sophia für manulit: manulit ist nicht nur tagsüber ein Ort, an dem Bücherliebhaber:innen, Neugierige und Flaneusen stöbernd verweilen und sich kaffeetrinkend durch die Räume treiben lassen, auch abends freuen wir uns auf ein abwechslungsreiches Programm: im Juni nimmt uns Schauspielerin Therese Hämer („Stromberg“) mit auf einen Streifzug durch die Literatur und die Entdeckung des Glücks bei Tanja Blixen, Truman Capote, Kafka und vielen anderen (1.6.), Thomas Böhm präsentiert sein neues Buch „Die Wunderkammer des Lesens“ (6.6.) und Judith Poznan liest aus „aufrappeln“ (15.6.). Jeden zweiten Mittwoch treffen wir uns ab 19Uhr zum Lesekreis. Nach Seyda Kurt („Hass“) sprechen wir am 31.5. über Douglas Stuarts „Young Mungo“, jede:r ist herzlich willkommen!

Und es muss auch nicht immer ums Buch gehen: mit einem Sommelier planen wir ein Weintasting und auf der Le Tour Belgique (nächster Termin 14.10.) wurde manulit mit DJ Feelix‘ entspannt-elektronischen Beats zur Tanzfläche. Auf Instagram halten wir euch über kommende Events auf dem Laufenden (@manulit.buch).

Literaturszene: Ihr seid noch recht neu in der Stadt, wie nehmt ihr die Literaturszene Köln insgesamt wahr und was würdet ihr euch für die Zukunft wünschen.

Die lit.COLOGNE hat in Köln eine große Reputation bei der Präsentation auflagenstarker Autor:innen. Oft sind es aber gerade die unbekannten Debütant:innen, die einerseits Öffentlichkeit, andererseits Praxis beim Vortragen brauchen. Die Krux ist, dass Buchhandlungen kostendeckend arbeiten müssen, allerdings Eintritt und Buchverkauf nicht ausreichen, den Aufwand einer Veranstaltung kostendeckend zu rechtfertigen. Wenn dann noch Honorare dazukommen, wird die Durchführung schwer. Nichtsdestotrotz will manulit hier verstärkt Akzente setzen und Newcomer:innen eine Chance geben, die noch nicht veröffentlicht haben. Starten werden wir im Herbst mit den ersten Veranstaltungen dieser Art — ihr dürft also gespannt sein!