Wenn Anja Fröhlich nicht gerade Ideen sammelt für neue Kinderbücher oder zusammen mit ihrem Lebensgefährten Patrick Krause an der Comicroman-Reihe „Das ungeheimste Tagebuch der Welt“ arbeitet, engagiert sie sich für die Schreibenden in Köln. Seit vier Jahren nun schon betreut sie den Kölner Schreibraum in der Südstadt, den wir hier gerne vorstellen möchten.

Die Fragen stellte Paula Döring.

Literaturszene Köln: Liebe Anja, wir kennen uns aus der gemeinsamen Arbeit für die Literaturszene Köln. Du lebst und arbeitest in Köln als (Kinderbuch-) Autorin, seit nun mehr 4 Jahren betreust du aber auch den Schreibraum Köln. Magst du kurz in ein paar Sätzen erklären, was der Schreibraum ist?

Anja Fröhlich: Es handelt sich um einen vom Kulturamt geförderten Coworking-Space für Literaturschaffende, wobei wir auch offen sind für Leute die übersetzen sowie Drehbücher und Theaterstücke schreiben. Für 30 Euro im Monat kann man hier jeder Zeit nach Herzens Lust schreiben und sich vernetzen. Auch kleine Veranstaltungen sind abends und am Wochenende möglich.

LS: Seit wann gibt es denn Schreibraum und wie kam es dazu?

AF: Den Raum gibt es seit Oktober 2017. Unser Vorbild war der writers room in Hamburg, der ganz ähnlich funktioniert. Auf Anregung der Literaturszene lud das Kulturamt Köln im Herbst 2016 zum Austausch mit Hamburger Kollegen ins Literaturhaus ein. Das Konzept hat überzeugt und dann mussten nur noch passende Räume gefunden werden.

LS: Erzähl gerne etwas mehr darüber, wie man sich beispielsweise um einen Patz bewerben kann, wie hoch die Kosten sind und ob es dort spezielle Regeln gibt, die eingehalten werden müssen, wir organisiert ihr euch?

AF: Für 30 Euro im Monat erhält man einen Schlüssel und kann kommen und gehen, wann man will. Über einen online-Kalender behalten wir die Übersicht. Für Interessenten gibt es eine kleine Warteliste. Da man sich immer bis zum Ende des Jahres vertraglich verpflichten muss, wird zum Jahreswechsel manchmal etwas frei.

Bewerbungen können per Mail an info@schreibraum-koeln geschrieben werden. Einen Eindruck gewinnt man auf der Seite www.schreibraum-koeln.de oder bei Instagram #schreibraumköln.

LS: Wie viele Mitglieder hat der Schreibraum inzwischen? 

AF: Im Moment sind wir mit 35 Schreibenden ganz gut ausgelastet, wobei im Schnitt höchstens 4-5 Leute gleichzeitig dort arbeiten.

LS: Gibt es eine Zeit vor Corona und eine danach? Was hat sich geändert?

AF: Natürlich haben wir in der Pandemiezeit alle Vorschriften beherzigt, die uns auferlegt wurden. Veranstaltungen haben sozusagen nicht stattgefunden und wir sind auch in den Lockdown gegangen. Glücklicherweise hat die Stadt Köln und zwei Leistungsstarke Luftfilter finanziert. Wir arbeiten immer noch mit viel Abstand und sind geimpft.

LS: Anfangs haben im Schreibraum kleinere Lesungen und Veranstaltungen stattgefunden, nicht nur im Rahmen der Kölner Literaturnacht. Wie wollt ihr zukünftig damit weitermachen? Habt ihr schon ein Konzept?

AF: Der Raum ist zu klein, um zur Zeit dort größere Veranstaltungen zu machen. 2G wäre eine Option, aber bei den zur Zeit steigenden Inzidenzen sind wir alle noch sehr vorsichtig. Intern finden kleinere Treffen oder Gruppenarbeiten schon statt. Ich hoffe, dass wir uns im nächsten Jahr wieder mehr öffnen können.

LS: Werden aktuell neue Mitglieder gesucht?

AF: Nicht aktiv, aber auf der Warteliste ist auf jeden Fall noch Platz. Manchmal ergibt sich schneller etwas, als man denkt.

LS: Wie nimmst du die Stimmung bei den Kölner Autor:innen wahr, wie die Szene insgesamt?

AF: Die Stimmung im Schreibraum ist sehr gut – auch weil wir zu Coronazeiten noch stärker zusammengewachsen sind. Viele haben es im Homeoffice irgendwann nicht mehr ausgehalten und waren sehr dankbar, immer mal mit den Kolleg:innen in unterschiedlicher Konstellation zu arbeiten.

LS: Du lebst und arbeitest schon lange als Autorin in Köln, was macht die Literaturszene für dich aus und was würdest du dir wünschen?

AF: Als Kinderbuchautorin bin ich seit vielen Jahren sehr gut mit der Kölner Szene vernetzt. Auch der Kinderbuchstammtisch hat vor Corona alle zwei Monate im Schreibraum stattgefunden. Das ist für meine Arbeit Gold wert.

Die Literaturszene hat die Zusammengehörigkeit innerhalb der Szene für mich noch intensiviert. Als Vorstandsmitglied des Vereins habe ich gemerkt, welche Fördermöglichkeiten es gibt. Gott sein Dank wird das über die Szene jetzt verstärkt an alle Literaturschaffenden kommuniziert. Ich wünsche mir, dass die während der Pandemie geschaffenen neuen Formate sowohl digital als auch z.B. outdoor weiter bestehen bleiben.

LS: Vielen Dank, liebe Anja, für das interessante Gespräch!

Anja Fröhlich, geboren 1964, verbrachte ihre Kindheit mitten in Rom und ihre Jugend im tiefsten Sauerland. Nach dem Abitur studierte sie Filmwissenschaft, Kunstgeschichte und Psychologie in Köln. Sie arbeitete zunächst als Werbetexterin, und Filmkritikerin. 2001 erschien ihr erster Roman bei Kiepenheuer und Witsch. Es folgten über dreißig Kinder- und Jugendbücher, die mehrfach übersetzt und ausgezeichnet wurden.