Literaturkalender Köln

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»Sounding Archives – Poesie zwischen Experiment und Dokument«

»Poesie erweitert das Dokument.«
Muriel Rukeyser

Das zwanzigste Jahrhundert sitzt im einundzwanzigsten Jahrhundert wie eine Matrjoschka, wispert aus dem Innern der Archive. Wo man sie öffnet und aufreiht, werden alte Leerstellen lesbar oder neue Lücken offenbar. Manches wird mutiert, chiffriert, als kleinere Matrjoschka zurücksortiert. Das Archiv, sagte Jacques Derrida, ist eine Frage der Zukunft, nicht der Vergangenheit. Poesie, schrieb die Lyrikerin Muriel Rukeyser, erweitert das Dokument. Schon immer haben Dichter:innen die Geschichte befragt und Quellenkunde betrieben, doch führten die politischen Umwälzungen der letzten dreißig Jahre, die Zunahme nationalistischer Abschottungen, Zerstörung von Ressourcen im Klimawandel und die gleichzeitige Orwellisierung unserer Datenströme vermehrt dazu, die Frage nach Zeugenschaft stärker dokumentarisch und experimentell ins Gedicht zu drängen.

Die Poetica 7 möchte darum fragen: Wie erweitern Gedichte heute das Archiv? Wie dechiffrieren sie, dokumentieren sie, wie bringen sie zu Gehör, was an traumatischem Gehalt zu Tage tritt? Und wenn vice versa Gedichte selbst opake, klingende Archive sind, wie erweitern sie unsere Vorstellung von Zeugnis, von Entzifferung der Wirklichkeit, vom Verstehen? Kann Klang als Kammer der Erinnerung retten, was in Archiven vergessen wird?

– Uljana Wolf

 

Die Poetica ist ein internationales Literaturfestival, das seit 2015 jährlich in Köln stattfindet. Es wird von der Universität zu Köln in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und kulturellen Einrichtungen der Stadt Köln veranstaltet und rückt im Besonderen die Lyrik als marginalisierte Gattung der Weltliteratur in den Blickpunkt. Ein Autor bzw. eine Autorin kuratiert und moderiert das Festival und lädt zu einem Leitthema bis zu zehn prominente Dichter:innen aus aller Welt ein. Die Ausgangsidee für die Poetica war, dass Literatur ebenso Wissen formt wie die Wissenschaften und der Vergleich ästhetischer Ideen im Dialog von Dichter:innen und Wissenschaftler:innen einen hervorragenden Zugang zum Verständnis fremder Kulturen und ihrer potentiell unterschiedlichen Antworten auf zentrale Daseinsfragen ermöglicht.

Charakteristisch für die Poetica ist die Präsenz aller Autor:innen bei den Veranstaltungen der Festivalwoche sowie die Vielfalt ihrer Veranstaltungsorte und Formate, von Diskussionen in der Universität und einer Schreibwerkstatt für Studierende über Lesungen bis zur szenischen Umsetzung von Poesie im Schauspiel Köln. Die literarischen Texte werden bei allen Veranstaltungen in der jeweiligen Originalsprache durch die Autor:innen und in deutscher Sprache durch Schauspieler:innen vorgetragen. Die Moderationen erfolgen in der Regel in englischer und deutscher Sprache. Die Haupttexte und Essays dokumentiert eine Buchpublikation, die zum Auftaktabend der Poetica vorliegt.

Die Poetica wird finanziert durch die Universität zu Köln, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen sowie die Kunststiftung NRW. Ihr Hauptkooperationspartner ist die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, in beratender Funktion.

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