Ein Abend mit Anastasiia Kozhevnikova (Klavier), Bernd Reheuser (Text) und Peter Klöss (Übersetzung), moderiert von Ulla Egbringhoff.
Reynaldo Hahn war die große Liebe von Marcel Proust. In einem Pariser Salon begegneten sich die beiden 1894 zum ersten Mal – Hahn mit seinen Liedern schon damals ein junger Star am Komponistenhimmel, der von Salon zu Salon gereicht wurde, Proust ein talentierter Jüngling, aber längst noch nicht der Schriftsteller von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, als den wir ihn heute kennen. Das sollte sich in den kommenden Jahrzehnten diametral ändern: Hahns Ruhm verblasste, er blieb ein Mann des Fin de Siècle, während Proust der neuen Zeit gegenüber sehr aufgeschlossen war und u.a. mit Pablo Picasso und André Gide verkehrte. Vor allem aber ihre künstlerische Produktion unterschied sie: Während die siebenbändige „Recherche“ Proust in den Olymp hob, konnte Hahn nicht mehr an die frühen Erfolge anknüpfen. Gleichwohl blieben sie sich von Herzen zugetan, und als Proust 1922 starb, war Hahn an seiner Seite.
Die Liebe zur Musik bildete das Fundament ihrer lebenslangen Freundschaft, sie planten sogar gemeinsame Projekte, darunter eine Biographie über Frédéric Chopin und eine Oper über das Gemälde „Einschiffung nach Kythera“ von Antoine Watteau. Realisiert haben sie allerdings – im Überschwang der frischen Liebe – nur ein einziges Projekt: Die „Portraits des peintres“, eine Reihe von Klavierstücken nach Gedichten, die Marcel Proust über vier Maler geschrieben hat. Dieses gemeinsame Werk wird Ihnen von Bernd Reheuser (Text) und Anastasiia Kozhevnikova (Klavier) vorgestellt.
Die erste Darstellung, die sich nicht nur der zweijährigen Liebesbeziehung zwischen Proust und Hahn, sondern auch ihrer lebenslangen innigen Freundschaft widmet, liefert das Buch „Und der Wind weht durch unsere Seelen“ der italienischen Autorin Lorenza Foschini (Nagel & Kimche 2021). Im Gespräch mit dem Übersetzer Peter Klöss und anhand von Briefen Prousts an Hahn, die Bernd Reheuser vorträgt, lernen wir die besondere Geheimsprache der beiden Freunde kennen und erörtern die besonderen Herausforderungen, die einen Übersetzer bei Proust erwarten.
Veranstaltungsidee: Achim Wurm und Peter Klöss