In ihrem aktuellen Roman Das synthetische Herz (Liebeskind), ausgezeichnet mit dem Prix Médicis, erzählt Chloé Delaume vom Schlachtfeld Beziehungsmarkt, von den Enttäuschungen des Älterwerdens und dem Wunsch nach weiblicher Souveränität. Im Literaturhaus spricht sie mit Angela Spizig. Aus der Übersetzung von Claudia Steinitz liest Milena Karas.
Dies ist die Geschichte einer Rose, die noch nicht weiß, dass sie zum Mauerblümchen wird. Adélaïde Berthel ist eine Frau wie viele andere. Für die mit sechsundvierzig Jahren das Ende der Mädchenträume eingeläutet wird.
Adélaïde ist sechsundvierzig und nach einer längst überfälligen Trennung endlich wieder Single – eine aussichtsreiche Situation, wie sie zunächst glaubt. Doch ihre Suche nach einem neuen Partner entpuppt sich als Tour de Force. Sie, die sich selbst immer als die treibende Kraft ihrer Entscheidungen sieht, die nichts bereut und in keine Opferrolle passt, fühlt sich nach dem Auszug aus der großzügigen gemeinsamen Wohnung in ihr eigenes winziges Apartment, als wäre sie nicht mehr die Heldin ihres Lebens. Einsamkeit lastet auf ihr »wie ein Sack voller Katzenbabys, die man zum Fluss trägt«, sie muss sie erlernen wie »die Exilantin eine fremde Sprache«. Bis jetzt verließ sie immer einen Mann für einen anderen, sie war neun Mal verliebt, hatte acht Liebhaber, einen Ehemann. Nun aber hat sie Angst vor der Zukunft, »die keine Blüten tragen wird«. Sie hat keine Wahl, sagt die Statistik, es gibt viel mehr Frauen als Männer, und Männer sind entweder verheiratet, suchen nach jüngeren Frauen oder sterben zuerst.
Zwischen Euphorie und Angst bewegt sich Adélaïde in Chloé Delaumes neuem, in Frankreich hochgelobten Roman. Das synthetische Herz ist eine humorvolle, scharfzüngige Satire auf romantische Vorstellungen von Paarbeziehungen, es ist zugleich ein Roman über Möglichkeiten, ein Manifest für mehr weiblichen Mut und innere Freiheit.
Veranstaltungspartner: Institut francais, Liebeskind Verlag
Foto: (c) Hermance Triay