Literaturkonzert: Der Lärm der Zeit – nach dem Roman von Julian Barnes
10.10.2021 | Sonntag | 18.00 Uhr
Ort: Sancta-Clara-Keller, Am Römerturm 3, 50667 Köln
Es liest Sibylle Bertsch. Musik von Dmitri Schostakovitsch, mit Mikhail Ovrutsky (Violine) , Grigory Alumyan( Cello) , Cosmin Boeru (Klavier)
Eine Romanbiographie, die sich wie ein historischer Kriminalroman liest.
Im Mai 1937 wartet ein Mann Nacht für Nacht neben dem Fahrstuhl seiner Leningrader Wohnung darauf, dass Stalins Schergen kommen um ihn abzuholen. Der Wartende ist der bereits berühmte, noch junge Komponist Dmitri Schostakovitsch. Doch wie durch ein Wunder überlebt er die Säuberung. Die Bedrohung bleibt. Die Macht untergräbt Argument, Wahrheit, Mut, Unbefangenheit und Anstand. Immer finden sich ihre beflissenen Schergen zur Stelle. „Man kann seinem Schicksal nicht entgehen“, so steht es schon bei Shakespeare geschrieben, den Schostakovitsch verehrt. Wann wird Ironie zu Zynismus? Ist es verwerflich sich der Macht zu beugen wenn man doch nur künstlerisch arbeiten will? Ist es verwerflich, am Leben zu bleiben? Die moralische Frage, ob der Kampf gewonnen oder verloren ist, bleibt unbeantwortet, sie verbietet sich angesichts des Kräfteverhältnisses.
Julian Barnes Roman „Der Lärm der Zeit“ hat zu Recht viel Aufmerksamkeit erregt.
Wir sollten nicht so tun, als wäre das 20te Jahrhundert bereits Lichtjahre entfernt, alles Vergangene wirkungslos und überholt. Die Katastrophen der nahen Vergangenheit in Europa wirken nach, die Kinder und Enkel dieser Zeit leben mitten unter uns. Wenn wir nicht begreifen was war, werden wir das Zukünftige nicht meistern. Wenn wir uns der Wahrheitsfindung und Anteilnahme verweigern, ist die nächste Katastrophe bereits Programm.
Schostakovitsch hat ein großes umfangreiches Werk hinterlassen, zukunftsweisende, eigenwillige Musik ebenso wie Gelegenheitsmusik und Melodien für Kino und Unterhaltung.Es sind ungeschminkte, sehr direkte Hörwelten die es zu entdecken gilt.
Wer Schostakovitschs zu hören vermag, wird begreifen, was der Komponist gelebt hat. Es ist der unvergleichliche Ton Schostakovitschs und Musik des 20.ten Jahrhunderts.