In naher Zukunft. Szenen einer Vernunftehe. Mokrosch, ein misantropischer, an Gefühlsdingen völlig desinteressierter Mathematiker, hat genug. Genug vom Leben, der selbst gewählten Mittelmäßigkeit – von allem. Er beschließt mit der ihm eigenen logischen Konsequenz abzutreten. Jedoch ist ihm alles Eruptive, alles Spektakuläre zuwider, also plant er statt eines Fanals das kontinuierliche Absenken seiner Lebenskurve gegen null. Aber in Mokroschs Kalkül fehlt der entscheidende Faktor. Schließlich ist er nicht mit irgendeiner, sondern der Frau verheiratet. Die Dame diktiert das Geschehen, und ihr ist nur zu bewusst: Fällt der König, wäre das Spiel zu Ende …
Gleich mit ihrem literarischen Debüt Mokrosch findet Jutta Riedel einen ganz eigenen Ton erzählerischer Lakonie. Mit äußerster Nüchternheit, schonungslos, aber niemals herabsetzend, exponiert sie ihre Figuren. Die perfekte narrative Symmetrie: Alle auftretenden Personen sind eigentümlich und befremdlich genug, um Interesse zu wecken und zu belustigen, aber gleichzeitig ähneln sie uns so sehr, halten uns derart den Spiegel vor, dass es nahezu unmöglich ist, ihnen nicht mit Einfühlung oder sogar Sympathie zu begegnen. Die Autorin überbrückt mit spielerischer Leichtigkeit die Kluft zwischen ironischer Distanz und unwillkürlicher Identifikation. Die menschliche Komödie – neu verfasst und souverän reinszeniert.