Zusammenfassung
Die parasitenpresse konnte einen der mit 50.000 Euro dotierten Spitzenpreise mit nach Hause nehmen! Da ist die Freude bei Autor, Verleger und Co-Gründer der parasitenpresse Adrian Kasnitz natürlich groß. Wir vom Literaturszene Köln e.V. freuen uns mit und haben die Gelegenheit genutzt, ihm ein paar Fragen zur Verlagsarbeit und der Auszeichnung zu stellen.
Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse wurde, wie in den vergangenen Jahren bereits, auch in diesem Jahr wieder der Deutsche Verlagspreis verliehen. Ausgezeichnet wurden mit dem kupido Verlag und der parasitenpresse auch zwei unabhängige Kölner Verlage, die sich beide Hoffnungen auf einen der Spitzenpreise machen durften. Seit einigen Tagen steht nun fest: Die parasitenpresse konnte einen der mit 50.000 Euro dotierten Spitzenpreise mit nach Hause nehmen! Da ist die Freude bei Autor, Verleger und Co-Gründer der parasitenpresse Adrian Kasnitz natürlich groß. Wir vom Literaturszene Köln e.V. freuen uns mit und haben die Gelegenheit genutzt, ihm ein paar Fragen zur Verlagsarbeit und der Auszeichnung zu stellen.
Hallo Adrian, kannst du für diejenigen, die die parasitenpresse vielleicht noch nicht kennen, noch einmal zusammenfassen, wie es zu der Idee kam, einen eigenen Verlag mit dem Schwerpunkt auf Lyrik zu gründen?
Am Anfang wollte ich gar keinen Verlag gründen. Was ich vorhatte, war eine kleine, vorübergehende Heftreihe für mich und mein Dichter:innen-Umfeld zu produzieren. Da gab immer dasselbe Problem: wir schrieben alle gute und teilweise schon ausgezeichnete Texte, aber die großen Verlage interessierten sich dafür nicht. Die jungen, unabhängigen Verlage, wie wir sie heute kennen, waren noch nicht gegründet. Also nahmen wir das Heft buchstäblich selbst in die Hand.
Die parasitenpresse ist ein unabhängiger Verlag. Was zeichnet die unabhängigen Verlage aus und warum sind sie wichtig für die deutsche Literaturlandschaft?
Sie bilden eine vielfältigere Literaturszene ab, als die großen, auf Kommerz ausgerichteten Verlage es tun. Lyrik, Kurzprosa, sprachspielerische oder experimentellere Literatur findet dort nicht statt. Übersetzungen aus kleineren Sprachen ebenso wenig. Alles, was nicht der Norm, d.h. dem Standardroman, entspricht, hat es schwierig. Genau den lassen wir allerdings in unserem Programm aus und versuchen so zu zeigen, wie divers Literatur ist.
Der Deutsche Verlagspreis wurde im Rahmen der Frankfurter Buchmesse vergeben. Frankfurt gilt wegen der jährlich stattfindenden Messe ja als Zentrum der deutschen Literaturszene. Viele Verlage sind oder waren dort ansässig, viele befinden sich mittlerweile auch in Berlin. Warum bist du mit der parasitenpresse in Köln und was zeichnet die Kölner Literaturszene für dich aus?
Dass der Verlag in Köln seinen Sitz hat, hat private Gründe. Lange war es ein Standortnachteil, weil vieles in Kulturbereich auf Berlin ausgerichtet ist, obwohl wir ein föderales Land sind und mehrere Zentren haben und brauchen. Manche denken ja, die aktuelle Lyrik sei sogar in Berlin erfunden worden. Aktuell empfinde ich Köln gar nicht als Nachteil. Die jüngere Generation ist hier präsenter als früher, es gibt eine Menge Schriftsteller:innen aus allen Generationen und Genres, schöne Lesereihen, Veranstaltungsorte und tolle Buchhandlungen. Und zugleich hat Köln im Gegensatz zu Berlin, München oder Hamburg den Vorteil, dass die Wege zu anderen tollen Städten im Rheinland, Ruhrgebiet, Rhein-Main und Benelux nah sind.
Wir haben uns sehr gefreut, als wir erfahren haben, dass die parasitenpresse einen der Spitzenpreise erhält. Herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet dir die Auszeichnung?
Wichtiger als das Preisgeld ist die Anerkennung. Den Spitzenpreis bekommen nur wenige Verlage. Einmal mit Lyrik im Rampenlicht zu stehen und nach vielen Jahren ein wenig zu schillern, fühlt sich sehr schön an. Diese Anerkennung hilft bei unserer weiteren Arbeit, um unsere Partner:innen in Buchhandlungen, Festivals, Literaturhäusern davon noch mehr zu überzeugen, dass wir keinen weirden Lyrik-Nerds sind, sondern beste Literatur präsentieren.
Gibt es schon Pläne für das Preisgeld? Kannst du schon verraten, wie es in Zukunft mit der parasitenpresse weitergeht? Was sind deine Zukunftspläne?
In erster Linie wollen wir so weitermachen wie bisher. Denn die Auszeichnung beweist ja, dass wir es bislang recht passabel gemacht haben. Ein paar Dinge bedürfen natürlich der Nachbesserung: alles was mit Öffentlichkeitsarbeit, Vertrieb und Steuern zu tun hat – also die unbeliebten Aufgaben. Wir reisen gerne literarisch und möchten das auch in der Zukunft tun, um neue Dichter:innen kennenzulernen. Vielleicht lässt sich eine solche Entdeckerreise realisieren. Und vor allem: im nächsten Jahr werden wir schon 25 Jahre alt und möchten das mit einem schönen Lesefest feiern.