Vortrag und Lesung von Thomas B. Schumann
Erinnerungen aus dem Kunst-, Kultur- und Geistesleben der Jahre 1890 bis 1933
Max Osborn, 1870 als Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie in Köln geboren und hier und in Berlin aufgewachsen, war bis 1933 einer der maßgeblichsten Kunstkritiker Deutschlands und viel gelesener Autor. Heute ist er infolge seines Exil-Schicksals zu Unrecht vergessen.
Nach seinem Studium wurde Osborn Theater- und Kunst-Redakteur in Berlin, zunächst bei der „BZ am Mittag“ und dann von 1914 bis 1933 bei der renommierten „Vossischen Zeitung“. Als Mitglied der Ankaufskommission der Nationalgalerie und Präsident der „Vereinigung der deutschen Kunstkritiker“ spielte er auch darüber hinaus eine wichtige Rolle im Kulturleben.
Das änderte sich abrupt nach der nationalsozialistischen Machtergreifung. Osborns Bücher fielen der nationalsozialistischen Bücherverbrennung zum Opfer. Er selbst beteiligte sich aktiv an der Gründung und Programmgestaltung des „Jüdischen Kulturbunds“. 1938 floh er zunächst nach Paris, 1941 über Südfrankreich nach New York. Dort schrieb er weiter, vor allem für die Exilzeitung „Aufbau“. Er starb am 24. September 1946.
1945 erschien in einem New Yorker Exil-Verlag sein anschauliches, poetisches, häufig amüsantes Erinnerungsbuch „Der bunte Spiegel. Erinnerungen aus dem Kunst-, Kultur- und Geistesleben der Jahre 1890 bis 1933″ mit einem Vorwort von Thomas Mann. Thomas B. Schumann, der es wiederentdeckt und erstmals in Deutschland publiziert hat, stellt den Autor und seine Publikation vor.
Thomas B. Schumann, geboren in Köln, studierte nach Buchhandelstätigkeit Germanistik und Geschichte und begann früh journalistisch zu arbeiten.
Als 15-jähriger Schüler hatte er eine beeindruckende Begegnung mit Thomas Manns Witwe Katia in Kilchberg bei Zürich, die ihn zur Beschäftigung mit der deutschen Exilliteratur der Jahre 1933-1945 animierte. Die Bekanntmachung der Exilliteratur hat er sich zur Lebensaufgabe gemacht, der er sich seit vielen Jahren als Autor, Herausgeber, Publizist, Vortragsreferent und Ausstellungkurator widmet.
Er besitzt die wohl umfangreichste private Sammlung zur deutschen Exilkultur und ist Gründer und Vorsitzender der „Gesellschaft zur Förderung vergessener und exilierter Literatur e.V.“ und des Verlags „Edition Memoria“ für Exil-Literatur und -Kunst.