Literaturszene Köln: Was ist das besondere am Leseclubfestival?
Dorian Steinhoff: Der Diskussion rund um das Ende von Game Of Thrones konnten sich nicht mal diejenigen entziehen, die nie eine Folge der Serie gesehen hatten. Dagegen ist ein Markt, der ein jahrhundertealtes Angebot gepaart mit 80.000 Neuerscheinungen pro Jahr umfasst, derartig fragmentiert, dass ein Austausch über Gelesenes mit anderen enorm schwierig ist. Wer hat denn gerade schon das Gleiche gelesen wir ich? Die große Medienvielfalt tut ihr Übriges. Zugleich besteht aber ein ungetrübtes Bedürfnis nach der Fortsetzung des Gesprächs, das man beim Lesen mit einem Text und seiner Autorin begonnen hat. Diesen Teilhabewunsch, also das Begehren, gemachte Erfahrungen mit anderen zu teilen und an den Erfahrungen von anderen teilzunehmen, erfüllt das Leseclubfestival.
Literaturszene Köln: Was erwartet das Publikum?
Dorian Steinhoff: Das Leseclubfestival ist ein Gesprächsformat. Zu jedem Event treffen sich 20 Personen, die vorab denselben Text gelesen haben, mit der entsprechenden Autor:in, um sich über das Buch auszutauschen. Die Gespräche leiten Moderator:innen, die bestens darauf vorbereitet sein werden, eine Gesprächssituation zu schaffen, in der man entspannt über das Gelesene sprechen, Fragen stellen oder auch Kritik äußern kann — und sich wohl fühlt. Keine Lesung, sondern Gespräch übers Buch, in lockerer Atmosphäre, mit Drinks.
Literaturszene Köln: Vom wem stammt die Idee dahinter, wie finanziert ihr euch, wie seid ihr aufgestellt?
Dorian Steinhoff: Die Idee stammt ursprünglich aus Holland und wurde in Deutschland als erstes in Hamburg und Berlin von Daniel Beskos umgesetzt. Das Leseclubfestival als bundesweites Event hat zum ersten Mal 2021 stattgefunden, geht nun in die zweite Runde und ist eine Produktion von Faible Booking und phileas FESTE. Faible Booking ist eine Agentur für Veranstaltungen und Kulturproduktionen. Überwiegend in Leipzig und Dresden, aber auch in anderen ost- und mitteldeutschen Städten wie Jena oder Magdeburg agieren wir als örtliche Veranstalter für Künstler:innen aus den Bereichen Literatur und Medien. phileas FESTE ist ein Inkubator, ein Ideennest, eine Konzeptschmiede, eine Marke, unter der kreative Leuten aus allen möglichen Bereichen daran arbeiten, neue Formen des Storytellings zu entwickeln und umzusetzen. Wir kooperieren in diesem Jahr mit Lettrétage Berlin, Literaturhaus Bonn, Literaturhaus St. Jakobi Hildesheim, Kabeljau & Dorsch, Literaturhaus Rostock, Literatur JETZT! Dresdner Festival zeitgenössischer Literatur, zakk – Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation Düsseldorf, Literaturbüro OWL.
Das Leseclubfestival wird gefördert im Rahmen von Neustart Kultur der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds e. V. sowie vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Kulturamt der Stadt Köln und dem Amt für Kultur und Denkmalschutz Dresden.
Die Fragen für die Literaturszene Köln e.V. stellte Paula Döring.
Programm und Termine der Kölner Lesungen im Rahmen des Leseclubfestivals findet ihr hier.